Nach einem viel zu kurzen Wochenende wachte ich durch das nervtötende Klingeln meines Telefons auf. Augenblicklich schreckte ich hoch und hastete zu dem Gerät.
„Brown, kommen Sie sofort in die Palmetto Street 13, es wartet ein neuer Fall auf Sie“, erklärte mir mein Chef am anderen Ende der Leitung. Eilig zog ich mich an und stieg in mein Auto. In der Palmetto Street sah ich sofort einige Streifenwagen und das Gefährt des Gerichtsmediziners. „Ah, Brown, endlich sind Sie auch da!“, rief ein einfacher Streifenpolizist. Ich fragte ihn, womit wir es zu tun hätten. Dieser antwortete mir nicht, sondern führte mich in eine Lagerhalle, in der es nur so von Polizisten wimmelte. Augenblicklich erkannte ich, worum es sich handelte. Der Gerichtsmediziner, ein schmächtiger Hawaiianer mittleren Alters mit dem Namen Max, erzählte: „Heute Morgen, etwa um fünf Uhr, wurde die Leiche einer Frau gefunden. Sie hatte weder Ausweis noch Telefon bei sich. Todeszeitpunkt liegt bei etwa zehn Uhr letzte Nacht. Todesursache waren mehrere Stiche in den Bauch. Die Leiche wurde nachträglich hier hergeschafft.“ Verstört blickte ich in das Gesicht der Frau. Max sagte, dass er unter ihrer Zunge ein fein säuberlich gefaltetes Origami fand. Sofort wusste ich, wer der Mörder war: der Origami-Killer!
Als ich gerade wenige Monate Kommissar war, trieb ein Serienmörder sein Unwesen. Er wählte immer Frauen nach dem gleichen Aussehen aus: schwarze Haare und etwa um die dreißig Jahre. Verbissen suchte ich nach dem Täter, doch er konnte mir immer entwischen. Als ich eines Tages einen anonymen Tipp bekam, schlug ich zu. Zusammen mit ein paar anderen Beamten stürmten wir die Wohnung des Geisteskranken. Damals war ich mir sicher, den Richtigen gefunden zu haben, denn wir fanden Beweise – unter anderem ein Messer mit dem verkrusteten Blut seiner Opfer. Wenige Tage später wurde er in den Todestrakt gebracht und dort hingerichtet. Für mich galt der Fall als abgeschlossen.
Doch als ich die junge Frau am Boden sah, war mir klar: Der falsche Mann war getötet worden. Der Gerichtsmediziner rief mich am nächsten Tag an und erklärte mir, die Autopsie sei beendet. Die Frau starb an dreizehn Messerstichen genau wie die anderen Opfer. Was mich verwunderte, war die Tatsache, dass die gleiche Tatwaffe verwendet worden war.
Eilig hastete ich in die Asservatenkammer, wo das Messer aus den alten Morden aufbewahrt werden sollte. Es war nicht mehr da! Das war der Beweis: Der Origami-Killer war wieder zurück.
Sofort rannte ich zu meinem Vorgesetzten, Lt. Preacher. Zutiefst verängstigt erzählte ich ihm von meiner Erkenntnis. Nach dem Gespräch mit Preacher fuhr ich mit einem meiner Kollegen zu dem Mann der Verstorbenen. Ich läutete an der Tür und nur wenige Sekunden später wurde mir geöffnet. „Guten Morgen! Detective Brown von der Mordkommission mein Name. Dürfen wir reinkommen?“, fragte ich. Der Mann ließ uns hinein und ich erklärte ihm, was seiner Frau zugestoßen war. Der Mann wollte mir anfangs nicht glauben, doch als ich ihm Fotos vom Tatort zeigte, brach er zusammen. Anteilnehmend fragte ich ihn, ob seine Frau irgendwelche Feinde hätte. Der Witwer erklärte, sie würde von allen geliebt werden.
Plötzlich klingelte mein Handy und der Lieutenant sagte: „Brown, eine weitere Leiche wurde im Hafenbezirk gefunden.“ Augenblicklich stieg ich in meinen Wagen und fuhr los. Am Tatort hatte sich schon eine große Menschenmenge versammelt.
Auf einmal fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Ein Mann war bei jedem Mord dabei, er stand immer mitten im Geschehen. Eilig rannte ich zu ihm hin und wollte ihn festnehmen. Doch er rannte weg und auf ein hohes Gebäude zu. Sofort hastete ich ihm hinterher. Auf der Dachterrasse angekommen, stand der Mann an der Kante. „Ihr werdet mich nie kriegen!“, rief der Origami-Killer und sprang in den Tod.